Abschnittsübersicht

  • Ausschnitt aus der 42-zeiligen GutenbergbibelDie erste gotische Schrift entstand Mitte des 15. Jahrhunderts in Nordfrankreich. Johannes Gutenberg nutzte diese als erste Druckschrift des Westens für seine 42-zeilige Bibel im Jahr 1455. Ein Ausschnitt ist in Abbildung 2 zu sehen.

    Circa 20 Jahre später erschien die zweite gebrochene Schriftgruppe, die Schwabacher. Ob diese Schrift wirklich aus dem fränkischen Schwabach kommt, ist nicht endgültig geklärt. Expert*innen vermuten, dass die Schrift auf ein „Konvent zu Schwabach“ zurückzuführen ist. Beliebtheit erlangte die Schwabacher gebrochene Schrift vor allem durch die Ausgaben und Nachdrucke der Luther-Bibel.

    Die vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts wohl meistgedruckte Schrift sind die Frakturschriften. Nach einem Auftrag von Kaiser Maximilian I. schuf der Schriftkünstler Leonhard Wagner die Frakturschrift, die im Gegensatz zu der Schwabacher und dem Gotischen moderner und eleganter sein sollte. Sie sollte außerdem keine Elemente, der zur gleichen Zeit in Italien auftauchenden Antiqua, aufweisen. Deutsche Renaissancekünstler dieser Zeit wie Albrecht Dürer nutzen dieses neue Schriftbild in ihren Arbeiten und verhalfen ihr damit zu einer gewissen Popularität. Etabliert wurde die Frakturschrift als „deutsche“ Schrift“ in der Reformation. Deutschsprachige, protestantische Flugblätter wurden in Fraktur gedruckt, lateinische, katholische in Antiqua. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Fraktur in verschiedenen Varianten weiter. Je nach politischer Lage wurde sie als altertümlich verteufelt oder als patriotische Ausdrucksform gepriesen. 

    Bis ins 20. Jahrhundert wurden die meisten deutschen Bücher jedoch weiterhin in Fraktur gedruckt. Der Trend des weltgeöffneten deutschen Schriftbildes in Antiqua, dass sich in der Wissenschaft Anfang des 20. Jahrhunderts anbahnte, nahm mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ein abruptes Ende. Fraktur wurde im nationalsozialistischen Deutschland als deutsche Kultur gepriesen und viele Varianten der Frakturschrift sind im Nationalsozialismus entstanden. Kurios erscheint daraufhin, dass es Hitler selbst war, der 1941 der Fraktur ein jähes Ende bereitete. Er ließ die Fraktur abschaffen, indem man sie als „undeutsch“ und von „jüdischem Ursprung“ erklärte. 

    Heute findet man Frakturschriften vor allem noch auf Tageszeitungen oder in traditionellen Handwerksbetrieben oder Gaststätten. Aus dem inhaltlichen Druck oder aus Schulbüchern ist sie annährend komplett verschwunden.