Abschnittsübersicht

  • In diesem Kurs soll Ihnen ein Einblick in die genealogische Forschung gegeben werden. Sie erfahren, welche Online-Quellen es gibt, an welche staatlichen Stellen Sie sich mit welchen Fragen wenden können, wie Ihnen die GWLB behilflich sein kann und welche allgemeinen Strategien hilfreich sind. Zwischendurch können Sie in einer praktischen Übung lernen, wie Sie genealogische Recherchen mithilfe von Beständen der GWLB durchführen können. Zum Schluss des Kurses können Sie dann Ihr neu erlerntes Wissen in einem abschließenden Quiz unter Beweis stellen.

    Im klassischen Sinn ist die genealogische Recherche als Familienforschung bekannt. Der Begriff Genealogie stammt von dem altgriechischen Wort genealogéo ab, welches „die Abkunft ermitteln“ bedeutet. Allerdings lassen sich Methoden der genealogischen Forschung für vielfältige Teilbereiche der historischen Wissenschaften gebrauchen. Im Zentrum der genealogischen Forschung steht immer das Ziel, Informationen zu personenbezogenen Daten (Namen, Adressen, Geburts- und Sterbedaten, Berufsangaben etc.) zu ermitteln. Wenn diese Art der Recherche nicht nur für einzelne Personen, sondern für größere Gruppen betrieben wird, lassen sich Statistiken zu personenbezogenen Daten anfertigen. Diese wären wiederum für verschiedene Teildisziplinen der Geschichtswissenschaften von Interesse.  
     
    In Deutschland wurde die genealogische Forschung in der Vergangenheit von nationalsozialistischen und völkischen Akteuren für ihre eigenen ideologischen Ziele missbraucht. Aufgrund des Augenmerks der Genealogie auf biologischen Verwandtschaftsbeziehungen eigneten sich ihre Methoden, um vermeintlich arische Abstammungen nachzuzeichnen. Die Gefahr einer solchen Vereinnahmung für rassistische Weltanschauungen sollte im Blick behalten werden bei der Beschäftigung mit genealogischen und familienhistorischen Fragestellungen. Genealogische Recherchen können einen persönlichen Zugang zur Geschichte eröffnen, sie können aber kaum dazu dienen, biologistische Vorstellungen zu bestätigen.      
                                                                                                                                                      
                     
                                             
    Für die genealogische Forschung bieten sich in erster Linie Quellen von drei Provinienzen an, die in sich       
    wiederum verschiedene Quellenarten hervorbrachten:
    • Für die Zeit vor 1874 sind kirchliche Quellen am verlässlichsten und umfassendsten. In ihnen wurden Eheschließungen, Taufen und Bestattungen verzeichnet. Rechts sehen Sie beispielsweise einen Auszug aus einem Kirchenbuch aus Daisbach in Baden-Württemberg.
    • Ab 1874 sind staatliche Quellen für viele Bereiche der genealogischen Recherche der primäre Anlaufpunkt im deutschsprachigen Raum. Deutsche Standesämter produzierten eine Reihe von reichhaltigen Quellen mit personenbezogenen Daten wie Einwohnermeldekarteien, Eheurkunden, Geburtsurkunden oder Personenstandsurkunden.
    • Darüber hinaus sind aber auch Quellen aus dem privatwirtschaftlichen Bereich nicht zu vernachlässigen. Telefon- und Adressbücher sowie Zeitungen, in denen neben Artikeln Werbeanzeigen oder Nachrufe gedruckt wurden, können wertvolle Informationen und Anhaltspunkte für die weitere Recherche bieten.

    Wichtig zu beachten bei der genealogischen Forschung ist, dass für so sensible Daten wie personenbezogene Informationen oftmals besondere rechtliche Regelungen existieren. So gelten aus Datenschutzgründen für Personenstandsunterlagen lange Sperrfristen:
    • Für Geburtsurkunden 110 volle Jahre
    • Für Heiratsurkunden 80 volle Jahre
    • Für Sterbeurkunden 30 volle Jahre
    Alle jüngeren Jahrgänge befinden sich meist noch im Standesamt und sind dort nur für direkte Familienangehörige zugänglich im Gegensatz zu älteren Jahrgängen, die zumeist in Landes- und Stadtarchiven dauerhaft aufbewahrt werden.