Abschnittsübersicht

  • Der digitale Wandel hat auch nicht vor der genealogischen Forschung Halt gemacht. Vielmehr könnte man sagen, dass die Familienforschung ein früher Akteur der digitalen Geisteswissenschaften war, da sie mit einer Fülle von Daten und Datensätzen arbeitet, die oftmals in Beziehung zueinander stehen. Die klassische Darstellung eines Stammbaums illustriert diesen Aspekt anschaulich, wie Sie an der unteren Abbildung des Stammbaums des Hauses Leiningen-Westerburg sehen können.

    In den letzten Jahrzehnten sind verschiedene Firmen und Organisationen entstanden, die digitalisierte Primärquellen für die genealogische Forschung bereitstellen. Zu den kostenpflichtigen Anbietern gehören beispielsweise ancestry.com und myheritage.com. Bis heute scheiden sich in der Archivwelt die Geister an der Frage, ob deutsche Archive mit diesen Firmen bei der Digitalisierung ihrer Bestände kooperieren sollen. Das Stadtarchiv Grevesmühlen hat diese Frage beispielsweise mit ja beantwortet, eine Reihe anderer Archive lehnen eine solche Kooperation aber ab.

    Um den digitalen Zugang zu den eigenen Beständen nicht privaten Anbietern zu überlassen, hat beispielsweise die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) das Portal archion.de gegründet. Dieses ist auch kostenpflichtig und bietet eine Vielzahl digitalisierter Kirchenbücher. Insbesondere katholische Kirchenbücher aus dem südöstlichen Raum Europas bietet die Plattform matricula-online.eu an.


    Außerdem gibt es die Webseite familysearch.org, welche von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) betrieben wird. Diese Webseite ist nach einer Registrierung kostenlos nutzbar. Allerdings sind hier oftmals nicht Scans der originalen Quellen einzusehen, sondern nur digital erfasste Transkriptionen und Indices. Um die Originale einzusehen, muss im Anschluss oftmals eine Recherche in dem Archiv erfolgen, welches die Originale oder zumindest Mikrofilm-Kopien besitzt. Mit familysearch.org hat beispielsweise das Gemeinsame Archiv des Kreises Steinburg und der Stadt Itzehoe bei der Digitalisierung seiner Bestände kooperiert.

    Abgesehen von diesen auf die reine genealogische Forschung spezialisierten Plattformen lohnt sich auch eine Suche auf Webseiten, die ein breites Spektrum an Digitalisaten anbieten. Dazu zählt zum einen Google mit seinem Angebot GoogleBooks. Außerdem lohnt sich eine Recherche auf der Webseite hathitrust.org, welches von einem Universitätskonsortium in den USA in enger Partnerschaft mit Google eine Fülle an gemeinfreien, digitalisierten Quellen anbietet.

    Darüber hinaus bietet das gemeinnützige Projekt Internet Archive (archive.org) eine Vielzahl an Quellen an - wie etwa digitalisierte Adressbücher -, die für die genealogische Recherche hilfreich sein können. Beispielsweise findet sich dort dieses Adressbuch von Wolfenbüttel aus dem Jahr 1908. 
    Um digitalisierte historische Addressbücher über Hannover und Niedersachsen hinaus aufzuspüren, bietet sich diese Webseite und diese Webkarte des Vereins für Computergenealogie an.