Abschnittsübersicht

  • Die GWLB besitzt eine Reihe von Beständen, die insbesondere für die genealogische Adels- und Bürgertumsforschung von Nutzen sind.

    Falls Sie sich für die genealogische Adelsforschung mit Schwerpunkt Niedersachsen interessieren, könnte die Sammlung Oeynhausen aus dem Besitz des Grafen Julius K. A. F. von Oeynhausen (1843-1885) eine lohnende Quelle sein. Von Oeynhausen war unter anderem Vorsitzender des bedeutenden genealogischen Vereins Herold in Berlin. In der Sammlung befinden sich:

    • eine umfangreiche Korrespondenz
    • zahlreiche handschriftliche genealogische Stammtafeln zum niedersächsischen Adel auch mit jenen Familienmitgliedern, die beispielsweise vor einer Erhebung in den Adelsstand dem Bürgertum angehörten.
    • 13 Bände mit dem Titel "Notizen zur Geschichte niedersächsischer Adelsgeschlechter im Mittelalter", welche noch auf den Historiker Wilhelm Havemann zurückgehen. Havemann hat im 19. Jahrhundert eine Vielzahl an Quellen zu den Welfen und zur Landesgeschichte zusammengetragen. Dazu gehören auch "Auszüge aus mittelalterlichen Urkunden zur Geschichte und Kulturgeschichte niedersächsischer Adelsgeschlechter, Klöster und Städte", welche ebenfalls Teil der Sammlung Oeynhausen sind.
     
    Zurzeit wird die Sammlung Oeynhausen umfassend aufgearbeitet und im Kalliope-Verbund verzeichnet.
     
     

    Thematisch und inhaltlich ähnlich wie die Sammlung Oeynhausen ist das Werk "Genealogischer Schauplatz des Braunschweig-Lüneburgischen Adels" von Johann Philipp Manecke (1713-1778). Dieses befindet sich ebenfalls im Bestand der GWLB. Das Werk besitzt die Signatur MSXXIII 1162. Es ist nicht über den Katalog zu bestellen und inhaltlich auch noch nicht erschlossen.
     
    Manecke war Erster Bürgermeister und Polizeidirektor zu Lüneburg. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit adligen Verwandtschaftsbeziehungen. Sein Werk, der "Genealogische Schauplatz", umfasst im Wesentlichen Stammtafeln des "Braunschweig-Lüneburgischen Adels". Allerdings zeichnen Teile des Werks auch die sogenannten "hübschen Geschlechter" nach, womit zumeist angesehene bürgerliche Familien gemeint waren.
     
    Das rechte Bild bietet einen ersten Eindruck über den Inhalt und Aufbau des Werks. Hier sehen Sie eine typische Familien-Stammtafel, wie sie in Maneckes Werk zu finden ist. In diesem Fall handelt es sich um die Stammtafel für die Familie Mentzer. 
     
    Darüber hinaus gibt es noch mehrere kleinere Bestände in der GWLB, die Quellen zur genealogischen Adelsforschung bieten. Diese folgen im Signatur-System nach Maneckes Werk (ab MS XXIII 1162). Einen Überblick hierzu bietet das nebenstehende Bild. Zu den kleineren genealogischen Beständen gehört ein bunter Strauß an Titeln, darunter geschichtliche Notizen, Collectaneen und Ahnentafeln. 
     
    Der linke Bildausschnitt stammt aus dem Werk "Die Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Hannover" (1867) von Eduard Bodemann. Bodemanns Katalog enthält auch noch heute wertvolle Verzeichnungen noch nicht erschlossener Bestände der GWLB. Ein Digitalisat dieses Verzeichnisses finden Sie hier in den Digitalen Sammlungen der GWLB.    

                                                                                                                                                                          

    Eine weitere wertvolle Quelle für die genealogische Forschung zum Adel und Bürgertum sind die Leichenpredigten im Bestand der GWLB. Die Tradition, Leichenpredigten zu verfassen und zu drucken, entstand kurz nach der Reformation in protestantiasch geprägten Gegenden. Begünstigt wurde die Mode der Leichenpredigten durch den etwa zeitgleich stattfindenden Siegeszug des Buchdrucks.

    In erster Linie wurden gedruckte Leichenpredigten für wohlhabende adlige Personen oder Personen, die dem Bürgertum angehörten, verfasst. Entsprechend sind manche Leichenpredigten aufwendig gestaltet. Zwar dienten Leichenpredigten immer auch der Selbstdarstellung und waren eine Standesauszeichnung. Davon ab beinhalten sie aber für die genealogische und historische Forschung wertvolle personenbezogene Informationen und Einblicke in Lebensläufe und Lebensrealitäten der damaligen Zeit.  

    Folgendes Fallbeispiel veranschaulicht, wie Sie nach Leichenpredigten recherchieren können. Angenommen Sie interessieren sich für eine Person namens Ilsa Sidonia von Arenstedt und möchten ihre Leichenpredigt ausfindig machen. Für die Recherche können Sie sowohl digital, als auch analog vorgehen:

    • Sie können im Gesamtkatalog deutschsprachiger Leichenpredigten online recherchien.
    • Oder Sie suchen den Namen von Frau von Arenstedt in diesem Buch, welches sich im Bestand der GWLB befindet. Auf beiden Wegen müssten Sie zu dem Ergebnis gelangen, dass sich die Leichenpredigt für Ilsa Sidonia von Arenstedt im Bestand der GWLB befindet und die Signatur Cm 301 besitzt.
    • Im rechten Bild sehen Sie die Titelseite der Leichenpredigt von Ilsa Sidonia von Arenstedt, wie Sie sie unter der Signatur Cm 301 im Bestand der GWLB finden. Die Leichenpredigt befindet sich in einem Sammelband verschiedener Leichenpredigten, den Sie über den Katalog der GWLB bestellen und im Lesesaal einsehen können.
     
    Übrigens lohnt sich in diesem Zusammenhang immer auch eine Internet-Recherche, um zusätzliche Informationen zu der Person von Interesse zu finden. So lässt sich bei einer einfachen Webbrowser-Suche schnell herausfinden, dass Ilsa Sidonia von Arenstedt eine - wenn auch dürftige - Wikidata-Seite besitzt und ihr Leben sowie ihre Verwandtschaftsbeziehungen eingehender in diesem Werk beschrieben werden. Letzteres wird digitalisiert auf der gemeinnützigen Webseite archive.org zur freien Einsicht angeboten. 
     
     
     
    Zur Bestimmung von Verwandtschaftsverhältnissen in historischen Quellen können auch Familienwappen ein hilfreicher Indikator sein. Wappen fanden besonders im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Verbreitung, waren aber auch noch im 19. Jahrhundert beliebt. Zunächst führten besonders adlige Familien Wappen, ab dem späten 16. Jahrhundert ging diese Tradition aber auch zunehmend auf bürgerliche Familien über.
     
    Die GWLB besitzt mit der Sammlung von Carl Leo Külp einen umfangreichen Bestand an Abbildungen von Wappen zum Teil mit Familienbiographien. Sie umfasst etwa 50.000 Wappendarstellungen in 360 buchförmigen Kapseln, was eine der größten Sammlungen dieser Art in Deutschland darstellt. Külp selbst war Major und Kammerrat in Darmstadt bzw. Erbach im Odenwald. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf dem 19. Jahrhundert.
     
    Um einen Eindruck von der Sammlung zu bekommen sehen Sie auf der linken Seite eines der zahlreichen Wappen in der Sammlung. In diesem Fall handelt es sich um das Wappen der Familie Arnold aus Junkersdorf. Um nach Wappen wie der der Familie Arnold zu recherchieren, bietet sich das Werk "Familiennamen-Register zur Wappensammlung Külp" von Hans-Jürgen Kernchen an. Sie finden dieses Werk hier im Katalog der GWLB.